´Denn ich weiß genau, welche Pläne ich für euch gefasst habe´, spricht der Herr. `Mein Plan ist, euch Heil zu geben und kein Leid. Ich gebe euch Zukunft und Hoffnung.´
Jeremia 29, 11Seit meiner letzten Wasserstandsmeldung ist nun schon einige Zeit vergangen. Viel ist passiert und mir fällt es schwer, euch von Allem zu berichten. Wo fängt man an, eine völlig neue Umgebung zu beschreiben, völlig neue Umstände? Welche Ereignisse sind wirklich wichtig und welche nicht?
Letzte Woche Samstag, den 11.08. sind unsere Vorvolontäre Jonas, Joachim und Lucas wieder zurück nach Deutschland geflogen. Am Freitag davor gab es für die Drei noch eine Abschiedsparty bei AI´M, der Jugendgruppe die sie gegründet haben und in der wir jetzt auch mitarbeiten. Der Abend war sehr lustig, interessant und natürlich auch ein bisschen tränenreich. Ich hoffe, uns bereitet man dann in einem Jahr auch so einen schönen Abschied. Am Samstag waren wir dann auch am Flughafen dabei, mit einem merkwürdigen Gefühl im Bauch. Einerseits war es natürlich schade, dass die drei nun den Rückweg antraten und wir uns keine hilfreichen Ratschläge mehr abholen konnten, andererseits freuten wir uns auch darauf, auf uns allein gestellt unsere eigenen Erfahrungen zu machen.
Logo der ACJ (facebook.com/YMCABogota) |
Vor dem Projekt in Juan Rey |
Durch enge, verwinkelte Straßenzüge des Viertels Juan Rey schiebt sich der Kleinbus. Je höher wir kommen, desto ärmlicher wirkt die Umgebung. Und dennoch, die Menschen wirken nicht traurig, es herrscht eher eine lebendige Athmosphäre. Nur langsam kommen wir über die holprigen Straßen voran. Man nennt Bogotá auch "la luna" - den Mond. Beim nächsten Schlagloch kann ich das nachvollziehen. Schließlich endet die asphaltierte Straße und wir steigen aus - Christoph, Hal - ein Volontär der ACJ, der das Projekt heute auch besucht -, eine Mitarbeiterin des Programms, die uns zum Projekt begleitet, und ich. Sofort merkt man die Höhenluft auf 3000 Metern, es nieselt leicht und es ist kälter als unten im Zentrum. Der Atem kondensiert hier, als wäre es Winter in Deutschland.
Dann betreten wir das Projekt und die Kälte ist auf einen Schlag vergessen. Etwa 20 lebhafte, fröhliche und ziemlich neugierige Kinder begrüßen uns mit einem Lied und wollen dann sofort alles wissen: Wie heißt du? Wie alt bist du? Warum seid ihr denn so groß? Gibt es in Deutschland auch Berge? Und wo liegt das eigentlich, Deutschland? Natürlich auch sehr wichtig und hier in Kolumbien eine oft gestellte Frage: "Tienes una novia" - Hast du eine Freundin? Beim Mittagessen kommen wir auch mit den Mitarbeitern ins Gespräch und ich merke, dass hier eine ziemlich herzliche, familiäre Athmosphäre herrscht. Wichtig ist dem Team auch geistliche Nahrung, nach dem Essen gibt es eine kurze Andacht.
Bevor wir gehen, machen wir noch eine kleinen Ausflug. Ein paar Straßen weiter endet die Bebauung und wir schleppen uns keuchend einen kleinen Gipfel hinauf. Aber die Anstrengung lohnt sich: Vor uns breitet sich das Panorama einer riesigen Stadt aus - Bogotá. Wie die Ameisen haben sich die Menschen von der Hochebene immer weiter auf die Berghänge ausgebreitet. Und über allem liegt der Smog der Großstadt. Doch hier oben kann man durchatmen und ein wenig die Natur genießen. Schließlich geht es wieder hinunter ins einigermaßen warme Haus und wir müssen uns von den Kindern verabschieden. Wieder steigen wieder in den überfüllten Bus und werden schließlich vom staubigen Stadtinneren verschluckt. Aber wir waren für einen Tag in Juan Rey - das Paradies im Regen.Wenn ihr Fotos aus dem Projekt und von der Aussicht auf die Stadt sehen wollt, schaut mal auf der Galerie vorbei. Leider haben wir später erfahren, dass wir nicht in diesem Projekt mitarbeiten werden, weil wir in zwei anderen Projekten dringender gebraucht werden:
"Maranatha" im Viertel Bosa und "Yo amo la vida" (übersetzt "Ich liebe das Leben") in Cazuca.
Christoph und Carlos, der Chef von "Maranatha", in Bosa |
Es ist wahrscheinlich, dass einer von uns in "Maranatha" und einer in "Yo amo la vida" mitarbeiten wird. Jetzt müssen wir uns entscheiden und das fällt mir schwer. In beiden Projekten kann ich mich gut sehen und beide haben mir gut gefallen, sowohl die Kinder dort als auch der Umgang der Mitarbeiter untereinander dort. In dem Zusammenhang steht auch der Vers aus Jeremia. Ich bin gewiss, dass - egal wie meine Entscheidung ausfällt - Gott nur das Beste für mich will.
Ich werden euch dann erzählen, wie der Christoph und ich uns entschieden haben. Außerdem werde ich mal ein wenig ausführlicher über die Gruppe AI´M schreiben, wo wir jetzt ins Mitarbeiterteam eingestiegen sind. Letzten Freitag wurden wir dort "offiziell" vorgestellt und diesen Freitag beginnen in der Gruppe neue workshops. Ich werde einen Theaterworkshop anbieten, hab aber noch nicht so richtig die Ahnung, ob das klappt und ob ich alles auf Spanisch erklären kann.
Ich halte euch auf dem Laufenden, macht´s gut Nachbarn!
Alles Liebe und Gottes Segen
Euer Cornelius