Donnerstag, 9. August 2012

"Algo es algo" - Etwas ist etwas!

Ich weiß, ich weiß. Eigentlich wollte ich mich schon früher melden, aber bisher habe ich dafür kaum die Zeit gefunden. Aber jetzt versuche ich für euch, die Eindrücke der bisherigen drei Tage, seitdem wir Montag am Abend angekommen sind, zu sammeln

"Algo es algo", was man vielleicht am besten mit "Gut, dass du schon ein bisschen was kannst, das wird schon!" übersetzt: Ein sehr kolumbianischer Satz, wie ich gelernt habe. Und ich mit meinem doch etwas unzureichenden Spanisch höre dann öfters Sätze wie diesen, wenn ich erklären will, dass es mit meinem Spanisch noch nicht so weit her ist. Die Leute sind alle extrem freundlich und geduldig und machen mir Mut, es weiter, notfalls mit Händen und Füßen, Deutsch, Englisch oder, wenn es sein muss, auch Latein zu versuchen.


Unser Zimmer: Links mein Bett, rechts Christoph
Von Anfang an wurden wir hier sehr herzlich aufgenommen. Nach dem langen Flug über Frankfurt und Caracas war ich sehr dankbar, vom Flughafen von Jonas, Joachim und Lukas, den drei bisherigen CVJM-Volontären in Bogotá, und Brandon, einem kolumbianischen Freund, mit dem Taxi abgeholt zu werden. Taxifahrten sind hier ziemlich billig und ich glaube, ich bin hier in Bogotá schon öfter Taxi gefahren als in meinem gesamten Leben davor. So ungefär um halb elf kamen wir dann in der Wohnung an, die ab jetzt elf Monate mein Zuhause sein wird. Bis unsere Vorgänger am Samstag fliegen, teilen Christoph und ich ein Zimmer. Aber irgendwie habe bisher nur ich meine Sachen überall verstreut. Ich bin mir noch unsicher, woher dieser plötzliche Anflug von Ordnung beim Christoph kommt.

Manchmal ist man einfach zu richtigen Zeit am richtigen Ort: Unser erster voller Tag in Kolumbien ist ein Feiertag! Jonas, Joachim und Lukas können uns aber auch nicht verraten, was genau gefeiert wird, wahrscheinlich ist es ein katholischer Festtag. Hier in Kolumbien arbeiten die meisten Leute sehr viel und haben wenig Urlaub; aber es gibt relativ viele Feiertage, oftmals am Montag, also ein verlängertes Wochende. Es war also frei und wir waren eingeladen, den Tag mit einer mit unseren Vorgängern befreundeten Familie zu verbringen. Dort wurden wir auch sofort sehr herzlich begrüßt und hatten sehr coole Gespräche, auch über Verständigungsschwierigkeiten hinweg. Zum Essen gab es Nudeln mit Soße und Fischstückchen - ein bisschen ungewohnt, aber dennoch sehr lecker.

Danach wurden Christoph und ich noch von Brandon, ein Kolumbianer etwa in meinem Alter, der Deutsch kann und den ich in Deutschland schon auf einer Konferenz kennegelernt hatte, in sein nahegelegenes Haus eingeladen. Abends trafen wir uns wieder mit unseren Vorgängern im Haus einer Freundin, Diana, mit der wir auch in der Jugendgruppe AI´M (dazu später mehr) zusammenarbeiten werden.

Unser Zimmer rechts und "libertad asistida" links
Der nächste Tag begann wie der vorherige: Aus dem Bett fallen, Kleidung nach Anziehbaren durchwühlen und duschen. Die Dusche ist hier übrigens ziemich gut, man hat eigentlich immer warmes Wasser. Das war auch schon mal anders, wie wir gehört haben. Vormittags kam dann die Aguines vorbei, die hier in Kolumbien unsere Chefin ist. Sie ist die Direktorin der "misión", des auf die christliche Arbeit z.B. in Jugendgruppen ausgerichteten Teils meiner Organisation, des YMCA oder hier ACJ. Außerdem lernten wir Bernardo kennen, der für das Projekt "libertad asistida" zuständig ist, das sich um straffällig gewordene Jugendliche kümmert und gleich neben unserer Wohnung liegt. Mit ihm und Aguines besprachen wir Regeln für unsere Wohnung, z.B. zur Sicherheit. Außerdem bekamen wir eine kleine Führung durch die zwei Gebäude seines Projekts.

"TransMilenios", Busse in Bogotá, rechts Joachim
Die ACJ, das steht für Asociacion Christiana de Jovenes, also Christlicher Verein Junger Menschen, hat ein großes Haus im Stadtzentrum, das wir am Nachmittag besuchten. Dort wurden wir begrüßt und Jonas, Joachim und Lukas verabschiedet. In einer freien Minute spielten wir gegen ein paar Kinder Fußball; uns ging aber schon nach kurzer Zeit die Puste aus, denn Bogotá liegt auf ca. 2700 Meter Höhe. Anschließend lernten wir ein bisschen die Stadt kennen, als wir im Zentrum Geld wechselten und Sim-Karten für Kolumbien kauften. Bogotá an sich, eine Stadt mit acht Millionen Einwohnern, ist laut,
chaotisch und ziemlich dreckig, aber auch bunt und lebendig. Im Moment ist es alles noch sehr verwirrend und ich habe meistens überhaupt keine Orientierung.

Schließlich war heute abend noch "Team", eine Art christlicher Mitarbeiterkreis für Volontäre der ACJ. Das ist eine ziemlich coole Sache, wir wurden von allen willkommen geheißen und es wurde für uns gebetet. Dann wurde noch eine Stelle aus Matthäus 7 gelesen, in der wir aufgefordert werden, zuerst nach dem Reich Gottes zu trachten und uns keine Sorgen zu machen.

In den nächsten Tage werden wir die christliche Jugendgruppe, in der wir auch mitarbeiten werden, AI´M (von engl. "aim" für Ziel), und die verschiedenen sozialen Projekte der ACJ in den ärmeren Vierteln kennenlernen.

Mehr Fotos kommen noch. Ich hoffe euch gehts in der Heimat auch so gut wie mir.
Alles Liebe und Gottes Segen
Euer Cornelius

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